Über mich
Seit 2012 bin ich selbstständiger Stadtführer am Reichstag, seit 2015 mache ich sowohl Führungen als auch Buchungen. Das bedeutet, dass Sie es mit einer einzigen Person zu tun haben, die sich bemüht, zwischen den Gästen und sich vertrauensvolle Bedingungen aufzubauen.
Es ergab sich daher, dass ich von Frankfurt/Oder 100 km nach Westen nach Berlin zog, um an der Humboldt-Universität Geschichte und Sozialwissenschaften zu studieren, 1996 noch in freier Einschreibung. Die Idee des Magisterstudiums – in den Lehrveranstaltungen trifft man Kommilitonen anderer Fachkombinationen, so dass letzten Endes sich um das eigene Feld ein Kranz von Nachbarwissenschaften legt – konnte ich in ihren letzten Ausläufern noch erfühlen, bevor mit der Bologna-Reform die Wellen darüber zusammenschlugen.
Mein Hang zu ausgeprägt eigenem Denken wurde insgesamt dort aber nicht goutiert. Nach langen Jahren schaffte ich 2009 meinen Abschluss und benötigte dann noch zwei Jahre, um mich zu der Erkenntnis durchzuringen, dass ich als jemand, der viel weiß, gerne erzählt und der Menschenseele an sich zugewandt ist, in unserer Gesellschaft vor allem als Stadtführer gefragt ist.
Heute weiß ich, dass man als Stadtführer – stets mit anderen Menschen zusammen, von denen Viele ihrerseits etwas einzubringen haben und denen man Rede und Antwort stehen muss – geistig viel produktiver ist denn als Student. In hunderten Gesprächen mit Gästen nach der Tour über ihre Haltungen und ihre Spezialgebiete habe ich ein beachtliches Sample an Einzelmeinungen zusammengetragen.
Wrong Planet
Der Umstand, dass ich mich für die Zusammenhänge unserer Gesellschaft interessiere, aus jeder Perspektive und ganzheitlich, hat seine Ursache darin, dass ein Mensch diese Zusammenhänge verstehen muss, wenn er überleben will.
Kinder lernen ihre Umwelt kennen durch Austausch ihrer Gefühle mit Mitmenschen. Emotional verkrüppelte, eingedampfte Charaktere gehen aus solchen Verhältnissen hervor, wo diese Gefühle fehlen: so entsteht das klassische autistische Störungsbild. Die Diagnose, ich empfand sie wie viele als Befreiungsschlag, hatte ich mit 34. Heute habe ich, durch die permanenten Erfahrungen der Stadtführung, die emotionale Lücke schließen können. Was bleibt, ist der Wille, im Allgemeinen bei der Wahrheit zu bleiben, und daraus gelegentlich resultierende Schwierigkeiten.
Angesichts dessen, daß ich mich dabei am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen habe, entgegen all dem „Gandhiismus“, der überall gepredigt wird, betrachte ich mich selbst als Experten in autistischen Fragen.
Neben meinen Angeboten zur Stadt- bzw. Reiseführung stehe ich auch, so gewünscht, zur Verfügung als Berater oder Ansprechpartner für autistische Kinder. Ich habe eine Vorstellung davon, was zur Selbstermächtigung der Kinder zu tun ist. Allerdings habe ich für solche Anfragen eine Bedingung: Ernsthaftigkeit. Den (emotional) billigen Weg gibt es nicht. Auf diesem Gebiete habe ich, um den englischen Gegenspieler Hitlers zu zitieren, Winston Churchill, nichts zu bieten als „(Blut lassen wir weg) Tränen, Mühsal und Schweiß“.
Diese Angelegenheit hat den Nebeneffekt, dass Außenseiter, die wegen ihrer Eigensinnigkeit nur schwer Anschluss finden, bei mir einen Stein im Brett haben.